„Das war nicht meine letzte Langdistanz.“ Die Begeisterung von Thomas Schmidt sind auch noch Tage nach dem Zieleinlauf in der Triathlon-Hochburg Roth ungebrochen. Dort absolvierte der Athlet im Dress des ASC Ahlen am vergangenen Wochenende seine erste Langdistanz und bewältigte am „längsten Tag des Jahres“, wie Langdistanz-Triathleten das Datum ihres Saisonhöhepunkts nennen, 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen.
Nach dem Start im Main-Donau-Kanal gab es bei ihm zwar einen kleinen Anflug von Panik. Doch er reagierte klug, schwamm aus dem Trubel heraus und nutzte ein paar Brustschwimmzüge, um sich zu beruhigen. Und so blieb er auch ruhig, als er später noch „einen auf den Deckel bekam“ und die Schwimmkappe verlor. Im Vergleich dazu blieben das Radfahren, das er nach gut 1,5 Stunden Wettkampfzeit in Angriff nahm, ohne Vorkommnisse, also genug Gelegenheit, die brillante Stimmung an der Strecke zu genießen. „Ich habe mich leider nicht getraut, mehr Druck auf die Pedale zu geben“, erklärte Thomas Schmidt nach den 180 Kilometern, die er in 5:38:13 Stunden absolvierte. Schließlich wartete noch ein ganzer Marathon auf ihn. Doch die Vorsicht war unbegründet, denn in den Laufschuhen spulte er ein großartiges Rennen ab. Erst bei Kilometer 28 wurde es deutlich schwerer. Doch auch das hinderte ihn nicht daran, den abschließenden Marathon noch in unter vier Stunden zu absolvieren und nach 11:23:44 Stunden einen Zieleinlauf voller Emotionen zu erleben. Ein Zieleinlauf, den er gerne noch einmal wiederholen möchte.
Wie sich das anfühlt, können seine Teamkollegen Patrick Schneider und Egbert Borgschulte nur zu gut verstehen. Patrick Schneider absolvierte am Wochenende bereits seine vierte Langdistanz in Roth. Nach 2021, 2022 und 2023 stand in diesem Jahr allerdings nicht allein die sportliche Herausforderung auf der Agenda. Stattdessen nutzte der Ahlener das Event, um Spenden für die Krebsberatungsstelle in Münster zu sammeln, eine Institution, die ihn nach der Erkrankung seiner Schwiegereltern genauso viel geholfen habe wie die Trainingsroutine.
Nach einem verpatzten Start und einem unruhigen Schwimmen mit vielen Fremdkontakten genoss er vor allem das Radfahren. „Der Solarer Berg war atemberaubend. Die Menge tobte“, berichtete er von einem der Highlights auf der Strecke, das immer wieder mit der Atmosphäre einer Tour-de-France-Bergetappe verglichen wird. Dementsprechend flott war Patrick Schneider unterwegs. „Meine Raddurchgangszeiten konnte ich gar nicht glauben. Nach 5:33:35 Stunden hatte er die Radstrecke absolviert und wechselte in die Laufschuhe, wo sich ein altbekanntes Problem bemerkbar machen sollte: die Verpflegung. Nach Magen-Darm-Problemen rettete den Ahlener schließlich Brot, das er trotz der Belastung gut vertrug. So überwand er sein Tief und wurde vom Ziel förmlich angezogen. Dies erreichte er nach 11:15:55 Stunden.
Auch Egbert Borgschulte schwärmte von seinem Rennen. „Es war magisch“, urteilte er, obwohl er im Vorfeld Zweifel hegte, ob er genug trainiert hatte. Auch sein Rennen begann nicht optimal, hatte er sich doch im Wasser noch sehr unwohl gefühlt. Doch als er nach 1:22:14 Stunden aufs Rad wechselte, besserte sich das Gefühl, so dass er am Kalvarienberg sogar noch einen Profi überholen konnte. „Ich wäre am liebsten noch eine Runde mehr gefahren“, sagte er. Dennoch ging es nach weiteren 5:35:18 Stunden in die Laufschuhe. Dort merkte er gar nicht, dass er 200 Laufkilometer weniger trainiert hatte als bei seinem Debüt 2022. Und als er seinen Trainingskollegen Thomas Schmidt auf der Wendepunktstrecke am Kanal sah, sprachen seine Blicke Bände: „Was machst du denn schon hier?“ Über eine Stunde schneller war Egbert Borgschulte schließlich schneller als bei seinem Debüt und finishte die Langdistanz nach 11:47:47 Stunden.